Tiddlywiki als DnD Notiztool

(English version below)

Ich leite seit über einem Jahr mehr oder weniger regelmäßig eine Dungeons und Dragons Runde. Beim Vorbereiten von Rollenspiel-Abenteuern braucht man einige Notizen, denn es wäre anstrengend sich alles in dem Moment auszudenken, in dem es gebraucht wird.

Bei mir fallen Notizen an zu:

  • Orte, die Spieler besuchen könnten oder in der Story eine Rolle spielen
  • Nichtspieler-Charaktere, mit denen die Spieler-Charaktere interagieren oder relevant für die Story sind
  • Gruppierungen (ähnlich wie Nichtspieler-Charaktere)
  • Gegenstände, die eine eigene Story und Beschreibung haben
  • Hintergrundgeschichten und Notizen zu Spieler-Charakteren
  • Szenen, die mal vorkommen könnten
  • Logbuch mit Notizen zu jeder Spielsession

Wenn’s richtig gut läuft, gibt es noch eine Sammlungsliste mit einem groben Storyverlauf, aber da die Spieler sowieso machen, was sie wollen, lohnt das oftmals nicht. Es gibt bestimmte Szenen, die ausgelöst werden könnten, wenn die Spieler etwas tun möchte, was ich bereits geahnt und vorbereitet habe.

Üblicherweise ergibt sich der Spielverlauf aus den Orten, die Spieler besuchen und den Motivationen der NPCs (inkl. Verbündete und Gegenspieler). Wenn die Spieler Gegenspieler gewähren lassen ohne etwas zu tun, dann treten weitere Ereignisse ein, von denen Spieler eventuell nichts mitbekommen, aber durch die die Welt weitergeschrieben wird.

Wie dem auch sei, zum Leiten eines Abenteuers brauche ich viele Notizen, die sich in die oben genannten Kategorien sortieren lassen.

Wie notiere ich mir das?

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Inktober 2018

Dieses Jahr hat mich der Inktober mitten am Tag heute auf Twitter überrascht – ich hatte den gar nicht mehr auf dem Schirm. Nachdem ich es letztes Jahr nicht bis zuende durchgezogen habe, versuche ich es dieses Jahr erneut.

Diesmal wird das Thema für den jeweiligen Tag mit Hilfe dieser Würfeltabelle von Katie Berntson (@Berntkat) ausgewählt (Quelle):

Und hier die Zeichnungen:

SBB Dialog: Hinter den Kulissen am Zürich HB

Ich war zu Gast beim zweiten Termin unter der Bezeichnung #SBBDialog, bei dem Leuten eine Führung hinter die Kulissen des Eisenbahnbetriebs der SBB gegeben wurde (Bericht der SBB vom ersten Termin). Anwesend waren Leute, die definitiv an Eisenbahn interessiert waren, teilweise auch Mitarbeiter der SBB, die aber mit den Bereichen mit direktem Kundenkontakt sonst keine Einblicke bekommen. Wir waren insgesamt so etwa 15 Teilnehmer, genau habe ich das nicht gezählt. Weiterlesen

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Reiseabenteuer auf Youtube

YouTube hat so viele Videos, dass man zu jeder Nische irgendwas findet. Eine Nische, die mir sehr gefällt, sind Kanäle, die Reiseberichte / Abenteuervlogs produzieren. Da bin ich auch wieder wählerisch, denn es gibt viele verschiedene Formate, aber nur wenige sind so angenehm, dass ich wirklich dauerhaft als Zuschauer dabei bleibe.

Meine aktuellen drei Lieblingskanäle möchte ich hier mal vorstellen, sie sorgen bei mir immer dafür, mich unternehmungslustig zu fühlen.
(Achja, wenn ihr mal Thumbnails aus YouTube-Video holen wollt… damit.)

Brendan van Son

Kanadischer Reisefotograf ohne festen Wohnsitz, seit 2008 ist er unterwegs und verdient mit Stockfotografie, Drohnenvideos, Auftragsarbeiten für PR (Tourismus, Katalogfotos von Outdoor-Kleidungsmarken) und ein klein wenig YouTube seinen Unterhalt.

Ich schaue seine fast täglichen vlog-style Videos gerne an (6-12 Minuten Länge), es ist oftmals recht privat und meistens gibt es ein bisschen was zur Reise, zum Lifestyle, zum Flair am aktuellen Aufenthaltsort und zu den Fototouren, die er an dem Ort unternimmt. Ab und zu gibt es mal Videos, die ein wenig aus der Reihe fallen, z.B. Videos, in denen er häufige Fragen beantwortet, ein Spezial zu einem Teil des Equipments macht oder neuerdings auch mal länger erzählte Rückblenden auf die frühe Zeit, die noch nicht so konsequent in vlog-form festgehalten wurde.

Die verschiedenen Flairs und das Gefühl, ein wenig mitreisen zu können motiviert mich stark, selber auch unterwegs zu fahren und Städte zu erkunden.

Iohan Gueorguiev

Seit 2014 mit dem Fahrrad unterwegs, kommt auch aus Kanada und ist bisher die Strecke von Alaska bis nach Mexiko mit dem Fahrrad gefahren. Meistens übernachtet er im Zelt, teilweise auch schon bei -30°C und arbeitet im Jahr ein paar Monate im Forstbetrieb (Reisen im Zelt ist billig genug, erzählt er in einem Video).

Es gibt mittlerweile 14 Videos mit dem Titel „SEE THE WORLD“, die 30 – 70 Minuten lang sind und mit viel Landschaft und kleinen Geschichten von seiner Reise gefüllt sind. Man merkt, dass die Reise so halbwegs geplant ist, dann wieder doch alles anders kommt und viel improvisiert werden muss, sich Möglichkeiten ergeben und auch mal Dinge nicht funktionieren. Es ist also wieder sehr lebensnah und macht Lust darauf, mit dem Fahrrad loszuziehen. 🙂

Sailing SV Delos

Eine Segelyacht (SV = Sailing Vessel), die seit 2009 unterwegs ist und ursprünglich in Seattle gestartet ist, fährt seit dem durch die Welt, bevorzugt im Bereich der Philippinen oder Australien, aber aktuell umfahren sie das Kapp der guten Hoffnung im Süden von Afrika. Die Besatzung wechselt immer, zum Kernteam gehören nur die beiden, mit denen es ursprünglich gestartet hat sowie die Freundin des Captains. Teilweise waren schon 7 Leute an Bord und sie haben mehrere Wochen dauernde Überfahrten gemacht und halten in vlog-form fest, was das mit ihnen macht.

Die Videos sind 15-30 Minuten lang und erscheinen etwa wöchentlich. Darin wird berichtet, wo sie gerade lang fahren, was die täglichen Herausforderungen sind, was sie in den Ländern erleben, mit Behörden zu tun haben, kubikmeterweise einkaufen und sonst so an Begegnungen haben. Ich glaube von allen vorgestellten Kanälen ist dies derjenige, der am meisten einen positiven Spirit transportiert, auch wenn auf SV Delos nicht immer alles rosig ist.

Flugwerft Schleißheim

WasserflugzeugBei meinem Museums-Marathon bin ich am vierten Tag in die Flugwerft Schleißheim gegangen – einer Außenstelle des Deutschen Museums (und ist da).

Hier konnte die Geschichte der Luftfahrt anschauen (ein Teil, der sich mehr auf die Grundlagen bezieht, ist im Deutschen Museum ausgestellt). Daneben kann man auch die Geschichte des Standorts Flugwerft anschauen, wie sie zum ersten und zweiten Weltkrieg als Flugfeld und schließlich zerbombt und dann von den Alliierten besetzt und wieder aufgebaut wurde.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Irgendwie hat mich die Flugwerft nicht so umgehauen wie das Deutsche Museum. Vielleicht lag es daran, dass ich zu dem Zeitpunkt bereits drei Tage Museum hinter mir hatte – oder dass mich die militärische Fliegerei nahezu kaum interessiert. Ich hatte auch hier wieder das Glück, dass ich mich nach wenigen Minuten einer Führung einer Schulklasse anschließen konnte, die mir einen Überblick gab.

Dornier Do 31 E3 Weiterlesen

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Deutsches Museum München

Auf zu neuen WeltenIch bin für eine Woche nach München gefahren um das Deutsche Museum zu besuchen. Ich war 1998 als Kind bereits mal in München und habe dort mindestens zwei Tage im Museum verbracht – wusste also, dass man dort viel Zeit verbringen und interessante Sachen sehen konnte. Nun musste ich das nochmal wiederholen, mit genug Zeit für alle Sperenzchen.

Derzeit wird ein Teil des Museums umgebaut, so dass nur 2/3 der Fläche offen sind. 2019 werden die aktuell geschlossenen Bereiche dann wieder eröffnet und in einer zweiten Phase andere Bereiche bis 2025 umgestaltet – dann sollte wieder alles offen sein. Obwohl einige Bereiche nicht zugänglich waren, gab es immer noch genug zu sehen, dass ich komplette drei Tage im Museum war.

Im Museum

Um mal zu verdeutlichen, wieso man so viel Zeit dort verbringen kann, gebe ich euch mal einen Überblick, was ich mir an den Tagen angeschaut habe. Das Museum hat von 9-17 Uhr offen, ich war meistens von 9-16:30 Uhr dort ohne viel herumzutrödeln.

Tipp: Nutzt die Führungen! Es werden für viele Bereiche Führungen angeboten, in denen zu den Exponaten ein Überblick und vor allem ein Kontext gegeben wird. Es wird also erzählt, wie sich dieser Technikbereich entwickelt hat und woher Exponate kommen. Dazu gibt es Trivia und Anekdoten, die viel Spaß machen. Einige Exponate sind im Normalfall nicht in Betrieb oder nicht vom Besucher zu aktivieren, bei diesen besteht die Chance, dass im Rahmen der Führung die Exponate vorgeführt werden – das entgeht euch, wenn ihr die Führungen nicht mitmacht.

Tag 1

Führungen: Schifffahrt, Hochstrom, Metalle, Kraftmaschinen

DioramaDie o.g. Bereiche habe ich mir auch angeschaut. Bei der Schifffahrt und den Kraftmaschinen hatte ich eine Privatführung (sonst war keiner da), wir hatten aber auch zu zweit Spaß und dann konnte man intensiver Fragen stellen. Die Leute freuen sich über Interesse und Plaudern auch sehr gern auf Nachfragen. 🙂

Zusätzlich gab es noch die Bereiche „Werkzeugmaschinen“ und „Umwelt“, allerdings scheinen mir das auch Kandidaten für eine Modernisierung zu sein, die schienen in den frühen 90ern stehen geblieben zu sein.

Eine Kunstform, die mir bisher völlig entgangen war, ist das Diorama. In einigen Ausstellungen sind historische Produktionsgebäude oder Landschaften mit Technologie im Überblick als Miniatur in der Wand aufgebaut. Eine Miniatur in diesem großartigen Detailgrad transportiert viel mehr als eine Illustration – es ist 3D und man kann von verschiedenen Winkeln gucken, Strukturen dort nachverfolgen und insgesamt ein Gefühl für Dimensionen bekommen.

Bei vielen Dingen im Museum bringt es absolut gar nichts, davon Fotos zu machen – die Fotos gibt es im Internet sowieso schon und man muss einfach davor stehen, drumherum gehen, die Objekte vor sich sehen.

Im Hochstrom-Bereich ist eine alte Litfaßsäule ausgestellt, in der früher Transformatoren behaust waren. An den Außenwänden sind noch alte Poster von vor vielen Jahrzehnten angeklebt und innen drin sieht man die rustikale Technik. Starkes Metall, umwickelt von getränktem Papier und isoliert mit Keramik. Die Ästhetik von Metall, Papier, Öl, Keramik, Baumwolle ist eine so andere als von heutigem Plastik, Glas und auf Hochglanz polierten Oberflächen.

Ansonsten… schaut es euch selber an. Die Bereiche waren alle spannend. 😉

Tag 2

Führungen: Bergbau, Planetarium (ESO-Film)

Bereiche: Astronomie, Amateurfunk, Bergbau, historischer Flug, Vermessung der Erde, Informatik (erste Hälfte)

Die Führung durch den Bergbau war großartig. Zur regulären Führung war ich wieder der einzige – und diesmal lohnte es sich nicht nur für eine Person die Führung zu geben. Zu meinem Glück war eine Stunde später eine Schulklasse zur Führung angemeldet und ich konnte mich dort anschließen. Die Führung dauerte eineinhalb Stunden und führte in den Keller des Museums. Der Keller war nur schwach beleuchtet und komplett in der Optik von Bergwerkstollen gestaltet. Überall waren Szenen aus dem Bergbau und historische Gerätschaften eingebaut und wurden vorgeführt.

Amateurfunk war eher zu vernachlässigen, ein Raum mit antiquierter Technik. Es gibt wohl immer noch einen Mitarbeiter, der selber auch schon lange dabei ist, der dann ein paar Fragen beantwortet, aber das lag nicht so in meinem Interessenzentrum (ist mit dem Internet alles hinfällig geworden für mich).

Informatik war noch echt schön, da einige Grundtechniken erklärt wurden um Logik zu verstehen und man einige mechanische Rechenmaschinen sehen konnte. Zumindest hab ich die Abteilung an dem Tag erst halb geschafft.

Tag 3

Führungen: Planetarium (Sternprojektion), Vorführung Miniatur-Ziegelei

Bereiche: Informatik (zweiter Teil), Flugsimulator (naja…), Keramik, Glas, Papiererzeugung, technisches Spielzeug, Sonderausstellung (Willkommen im Anthropozän), Musikautomaten

Der zweite Teil der Informatik behandelte Chip-Produktion und ich habe einiges nachgeholt, was ich am Tag zuvor nicht gesehen hatte: Alte Großrechner mit Magnetspeichern, Bandmaschinen und Lochkartenlesern. Da wirkt Computer noch eher wie Handwerkskunst, heute ist es hoch integrierte Massenware.

Die anderen Bereiche waren ganz nett anzugucken (und informativ!), brauche ich aber nicht viele Worte drüber verlieren. Da ich von jeglicher Automatisierung magisch angezogen werde, bin ich eine Weile an der Miniatur-Ziegelei stehen geblieben, bis eine Vorführung war.

Überblick FormungsbereichGanz links im Bild wurde die Masse in Form gepresst, dann in vier Steinrohlinge zerschnitten und mit einem Logo geprägt. Die Rohlinge laufen weiter nach rechts und werden so separiert, dass genug Luft zwischen ihnen ist und dann über ein paar Fließbänder in ein Trockenregal gefahren.

Zum TrockenregalWenn dies voll ist, wird es in den Trockenschrank (rechts hinten, hinter der Anlage) gefahren. Die angetrockneten Steine werden später herausgefahren und auf die Träger für den Ofen gestapelt.

ZiegelgreiferIm Ofen werden die Ziegel bei 800°C gebrannt. Der Ofen ist nie aus, wird nur bei längeren Schließungen des Museums auf 700°C heruntergefahren. Deshalb ist die Ausstellung mit der Maschine im Winter schön warm und im Sommer unerträglich warm…

Im Brennofen Brennofen von außenRechts sind die fertigen Ziegel zum Abkühlen aufgestapelt und werden später vom Personal entnommen. Die Ziegel können als Andenken für 1€ erworben werden – habe ich aber nicht gemacht, da ich nicht auf die Frage „warum ist dein Rucksack so schwer?“ mit „Ist voller Backsteine.“ antworten wollte. 😛

Fakten am Rande: Das Deutsche Museum hat ein Ton-Lager und verbraucht in der Maschine pro Jahr 2 Tonnen Ton. Bis vor 5 Jahren wurde die Anlage noch mit analogen Schaltschränken gesteuert, wurde dann aber auf Siemens-SPS umgerüstet. Die Anlage steht dort seit den 80er Jahren.

Planetarium

Das Planetarium (Podcast mit mehr Infos) habe ich zwei Mal besucht (da ich eine Jahresmitgliedschaft erworben habe, war es für mich kostenlos, sonst 2€) und mir damit beide Vorführungen angesehen. Der ESO-Film war ein informativer Überblick über unser Universum auf ziemlichem Basis-Niveau. Leider saß ich exakt falsch, so dass ich die Vorstellung fast kopfüber gesehen habe… das war ungünstig. Der Film wurde mit vielen synchronisierten Beamern an die Kuppel projiziert, das sah schon gut aus, aber erinnerte eher an IMAX oder ähnliche großformatige Kinos.

Die zweite Vorstellung war eine eher klassische Präsentation, die mit Hilfe eines Sternenprojektors und der Beamer gemacht wurde. Das Kontrastverhältnis der vielen tausend projizierten Sterne war so unglaublich gut, das kannte ich so nicht. Die Kuppel wurde wirklich zum Sternenhimmel und es erinnerte mich an die ruhigen Nächte im Nirgendwo in Schweden, in denen man auch die Milchstraße sehen konnte. Beeindruckend war auch, dass die Planeten und der Erdmond einzeln bewegt werden konnten um bestimmte Zeitpunkte am Sternhimmel nachzustellen. Wenn ihr ein Planetarium mit Sternenprojektor in eurer Nähe habt – geht da mal rein. 🙂


Soweit erstmal mein Bericht zum Hauptgebäude des Museums. Es folgen noch Beiträge zur Flugwerft Oberschleissheim und dem Verkehrszentrum Deutsches Museum. Also bis bald! 🙂

Ostern in der Bahn

ICE-TIch bin wieder zu hause angekommen nach knapp über 12 Stunden Bahnfahrt. Das sind mindestens drei Stunden zu viel – so viel Verspätung habe ich im Laufe der Reise zusammengefahren.

Kurz zusammengefasst, Hinfahrt:

  • Planmäßig angekommen
  • Zwischendurch verschiedenste Verspätungen gehabt, aber Anschluss bekommen. Nerven lagen blank.
  • >2h im ICE gestanden oder auf dem harten Boden gesessen, da er überfüllt war.
  • Mehrfach vom „ggf. reserviert“-Platz weg gescheucht worden. Bei aller Liebe zur Bahn, Reservierungen in der jetzigen Form sind eine der nervigeren Ideen.

Rückfahrt:

  • Bereitstellung eines ICE mit 44min Verspätung
  • Daraufhin Anschluss verpasst. Idee: Dann verschiebt sich alles um eine Stunde. Nagut.
  • Nächste Anschlussmöglichkeit: Überfüllter ICE, niemand ohne Reservierung durfte einsteigen.
  • Erneut eine Stunde warten bis auf den nächsten ICE. Bereits zwei Stunden zu Verspätung und der Bahnhof Fulda ist hässlich.
  • Schließlich mit dem ICE nach Stuttgart, mit 14 Minuten Verspätung unterwegs.
  • RE nach Konstanz (Umsteigezeit eigentlich 10 Minuten) konnte NICHT warten, trotzdem ich die Zugbegleitung darauf hingewiesen habe, ob sie uns nicht anmelden könnten.
  • Also erneut über eine Stunde warten, diesmal in Stuttgart.
  • Gesamtverspätung drei Stunden.

Beschwerdekultur

Ich bekomme im Zug von den anderen Fahrgästen viel mit, wie sie sich aufregen wenn sie stehen müssen, Anschlüsse verpasst werden oder sonst irgendwas nicht nach Plan läuft. Da wird erstmal laut herumgeschimpft, pampig geguckt und im schlimmsten Fall noch eindringlich auf die Zugbegleiter eingeredet. Als wäre ihr persönliches Schicksal das Schlimmste überhaupt und sie könnten das Personal jetzt erstmal für ihre persönliche Seelsorge in Beschlag nehmen, anstatt in dieser stressigen Situation dem Personal den Freiraum zu lassen, die Situation gut zu managen und die Zeit zu nehmen, nötige Hebel in Bewegung zu setzen.

Dann war da diese Situation, wo ein Vater mit seinem kleinen Sohn sich so richtig ordentlich am Bahnsteig aufgeregt hat, als er wegen Überfüllung nicht in den ICE einsteigen durfte. So etwas hätte ich allein vor dem Kind schon nicht gemacht… was ist denn das für eine Vorbildfunktion. Außerdem nützen die ganzen Aggressionschemikalien in deinem Blut in der Situation nicht weiter – da ist kein Feind, den man umboxen könnte. Hier muss man einen kühlen Kopf behalten, den Energiehaushalt unter Kontrolle behalten und nach Lösungen suchen. Und möglichst den anderen Reisenden dabei nicht auf den Sack gehen.

Vielleicht bin ich auch schon zu abgestumpft… oder gehe mit der Prämisse in eine lange Bahnreise, dass es in einem Viertel meiner Fälle dazu kommt, dass ich deutliche Stressmomente während der Fahrt erlebe (bis hin zu mehrstündigen Verspätungen). Irgendwie schade, dass Bahnfahren nur mit so einer Herangehensweise zu funktionieren scheint.

Der konstruktive Teil

Über die Bahn motzen geht einfach. Damit etwas schief läuft, werden oft aber mehrere Faktoren benötigt und manchmal können auch die einzelnen Rädchen in der großen Maschinerie nichts direkt für die Probleme, die dann während des Betriebs auftreten. Daher möchte ich mal überlegen, was hier eigentlich schief lief. Betrachte ich dazu die Rückfahrt:

ICE 40 Minuten zu spät bereitgestellt

War der Zug noch nicht fertig aufgeräumt, war das Personal noch nicht einsatzfähig, musste irgendwas noch ausgetauscht werden oder gab es eine Fehlfunktion, woraufhin es mehrere Versuche gab und dann aufgegeben werden musste? Musste „der Typ, der sich mit diesem Problem auskennt“ noch eben geholt werden? Tja, keine Ahnung. Dass aber ein Zug, der gerade erst eingesetzt wird, bereits mit Verspätung losfahren muss, fühlt sich für mich sehr vermeidbar an. Meinetwegen habt einen Ersatzzug, habt Leute auf Standby oder Ersatzteile im Anschlag. Wenn die Putzkolonne zu langsam ist, rekrutiert mehr Leute. Management-Problem

ICE war überfüllt und konnte keine Reisenden mitnehmen

Es ist Ostern. Hallo Bahn, habt ihr davon schon gehört? Das gibt es schon länger … und da fahren am Freitag und am Montag sehr viele Leute. Ihr habt sogar Sparpreis-Karten mit Zugbindung und Leute buchen Tickets weit im Vorraus – ihr wisst also ziemlich gut, welches Fahrgastaufkommen auf euch zukommt. Dazu kommt noch, dass es sicher die anderen Jahre auch schon so war – und ihr jahresaktuelle Trends aus dem Fahrgastaufkommen um Weihnachten extrapolieren könnt. Seht also zu, dass ihr die Kapazität der Züge zu diesen sehr vorhersehbaren Stoßzeiten vergrößert oder mehr Züge einsetzt oder dem irgendwie beikommt. Ich möchte nicht glauben, dass ihr der Situation so hilflos ausgeliefert seid und es nicht könntet, wenn ihr es denn wolltet. Denn Kunden die Beförderung verweigern zu müssen ist PR-mäßig ziemlich fatal, auch wenns natürlich aus Sicherheitsgründen völlig korrekt war. Aber so weit muss man es doch nicht kommen lassen. Management-Problem

RE fährt vor der Nase weg und wartet nicht

Okay, das kann schonmal passieren. Grundsätzlich kenne ich es so, dass Regionalverkehr die Möglichkeit hat, auf Fernverkehr zu warten, wenn genügend Fahrgäste dort ihren Anschluss haben. Es sind sicher zwei dutzend Leute mit mir von Gleis 16 auf Gleis 4 gesprintet um dann festzustellen, dass Rücklichter der Lok nicht das sind, was wir sehen wollten. Hier gab es auch Kommunikationsfehler: In der Ansage im Zug wurde „Nach Rottweil Gleis 4 um 17:18“ noch als Anschluss angesagt, der erreicht werden sollte – gewartet hat der Zug aber nicht. Also entweder hat die Zugbegleitung das vermurkst oder der Regionalexpress hat es nicht mitbekommen. Kommunikations-Problem

Wat nu?

Joa… mit den 3h Verspätung werde ich mir dann mal 50% meines Fahrpreises wiederholen. Leider staffelt das nicht weiter hoch, da ich bereits ab 2h die 50% bekommen hätte. Und wie Murphy es möchte, trifft es die 60€ Fahrkarte, nicht die 100€ von der Hinfahrt. Tja. Ich wäre auch eigentlich nur gerne rechtzeitig angekommen, da sind die 30€ eher ein symbolisches Trostpflaster und eine winzige bürokratische Rückmeldung an die Bahn, wie gut sie das Wochenende gemanaged bekommen hat.

Ansonsten ist mein Enthusiasmus für die Bahn auch nach solchen Erlebnissen ungebrochen. Verstehe das ja selber nicht… muss so ein Stockholm-Syndrom sein – oder einfach mein tiefer unerschütterlicher Glaube daran, dass Fortbewegung mit Strom aus erneuerbaren Energien in unglaublich sicheren Eisenbahnen meine liebste Art zu reisen ist.