Ich hatte die Gelegenheit, mir mal eine Lokomotive von innen zeigen zu lassen und habe euch ein paar Eindrücke mitgebracht.
Die obige Lok habe ich mir nicht angeguckt – das ist eine Schweizer Lok, die kommt gleich zum Einsatz und löst unsere Lok ab.
Der IC von Stuttgart nach Zürich hat sieben Minuten Aufenthalt in Singen. Diese Zeit wird genutzt um die Lok der DB vom Waggonteil zu entkoppeln und eine SBB-Lok davor zu spannen. Das ist nötig, da der Fahrdraht in Deutschland ein breiteres Zickzack hat als in der Schweiz. Ab Singen ist das Schweizer Maß verbaut, so dass die SBB-Loks bis nach Singen fahren können. Würden SBB-Loks auf dem deutschen Maß fahren, könnte der Fahrdraht seitlich vom Stromabnehmer rutschen – andersherum können die breiten Stromabnehmer der deutschen Loks in der Schweiz anecken, wenn der Platz eigentlich nur die kleinen Stromabnehmer der SBB-Loks vorsieht. Als weiterer Grund, warum deutsche Loks ohne spezielle Ausrüstung nicht in die Schweiz dürfen, sind die dort verwendeten Zugsicherungssysteme (ZUB, INTEGRA, ETCS), die auf den meisten deutschen Loks nicht verbaut sind.
Das ist die Lok, die ich mir angeschaut habe. Die Waggons, die hier dran waren sind mit der Schweizer Lok schon unterwegs und diese Lok darf so lange in Singen herumstehen und auf den nächsten IC aus der Schweiz warten, dessen Wagen sie wieder nach Stuttgart mitnehmen wird. Normalerweise reicht eine Lok Baureihe 120 für die Strecke aus, aber in diesem Fall hatten wir zwei.
Mit technischen Blabla und dergleichen halte ich mich in diesem Beitrag zurück, die Wikipedia hat zum Thema Bahn unendlich viel Krams, da kann man sich bei Bedarf durchwühlen und Abende bei verbringen.
Der Führerstand der Lok. Die Lok weiß bereits, wo es in einer Stunde hin gehen wird, aber noch ist Ruhe angesagt. In der Mitte ist viel Platz reserviert für den Papierkram, der für eine Fahrt wichtig ist. Drumherum sind diverse Hebel… wieder der Hinweis, dass es woanders sicher besser erklärt ist. 🙂
Wenn man aus der elektronisch dominierten Branche kommt, dann war es für mich angenehm zu sehen, dass es vernünftige Hebel und Schalter waren, die den Eindruck erweckten, zwar gefühlvoll, aber auch mit klammen Fingern oder bei viel Erschütterungen noch sicher getroffen zu werden. Vor allem im Gegensatz zu all den kleinen Tastern und Knöpfen und Touchscreens, aus denen mein Alltag besteht. So eine Lok ist doch erstmal doch schweres Gerät (aber wie man sieht bereits mit Computern vollgestopft).
Es gibt einige Schaltschränke in der Lok, die meistens etwa so aussehen. Diverse Steckmodule kümmern sich hier um die Überwachung verschiedener Funktionen. Das Areal an möglichen Fehlerzuständen war echt groß… wer in seinem Auto diese kleinen Leuchten für „zu wenig Öl“ und „nicht angeschnallt“ kennt, der multipliziere das mit 20 und dann hat man ein Gefühl für das Fehlermeldungs-Panel, das über der Frontscheibe des Führerstands angebracht ist.
Etwas grobschlächtiger: Der Hauptkompressor für die Druckluft, die von der Lok benötigt wird und auch zum Bremsen an die Waggons weitergegeben wird (ihr kennt diese kleinen Zeigerinstrumente an den Schalttafeln in den Waggons, da ist meistens auch eine Druckanzeige bei, die anzeigt, dass der Druck beim Bremsen absinkt). Obwohl es auf dem Bild nicht so aussieht – das Teil war riesig, in etwa wie eine Schubkarre.
So ein Blick aus der Loge hat auch was. 🙂
Während eines Halts im Führerstand. Die Lichtverhältnisse sind wie beim Autofahren eher dunkel in der Lok, schließlich muss man draußen wahrnehmen, was vor sich geht. Alles wichtige ist beleuchtet, alles andere hat griffige Hebel und ist auswendig gelernt (und der Lichtschalter ist auch gut erreichbar, sollte es nötig sein).Ich fands total spannend und interessant, so eine Lok nicht nur von innen zu sehen (das kann man zum Glück auch in einigen Museen, zumindest ältere Loks), sondern auch mal ein Stückchen dabei zu sein, wenn so etwas gefahren wird – ein völlig anderes Gefühl. Zum Glück gibt es auch dazu einige Videos auf YouTube, womit man den Ausblick von vorne mal ein wenig mitbekommen kann. Außerdem gibt es sicher einige Dokus, die noch mehr von den Abläufen und Routinen im Betrieb erzählen, denn das war der Teil, der für mich besonders interessant war und eine ganz eigene Schönheit ausstrahlt. 🙂